Unkündbar, weil teamfähig

Wollen Sie eine Jobgarantie? Hier ist sie: Sie müssen nur die Erwartungen Ihres Arbeitgebers erfüllen! Welche Erwartungen hat Ihr Chef denn an Sie?

Dieser Frage bin ich am vergangenen Donnerstag mit Studierenden der Kommunikationswissenschaften der Uni Münster nachgegangen. Ich habe sie gebeten, sich vorzustellen, sie seien Chef einer kleinen Agentur und seien für das Einstellen, Fördern und Kündigen der Mitarbeiter verantwortlich. Aus dieser Perspektive heraus sollten sie jeder für sich auf einer leeren Karteikarte den folgenden Satz vollenden: “Der perfekte Mitarbeiter …”

Ich habe diese Frage bewusst offen gestellt. Hier zunächst eine einzelne ausgefüllte Karte:

teamfaehig

Und hier die Auswertung aller Karten (nicht erfasst sind Eigenschaften, die weniger als 10 Stimmen bekommen haben):

  • 30 von 54 Stimmen: – ist teamfähig
  • 28 Stimmen: – besitzt Fachkenntnis/ Kompetenz
  • 25 Stimmen: – ist motiviert
  • 19 Stimmen: – ist freundlich/ sympathisch
  • 18 Stimmen: – ist flexibel
  • 17 Stimmen: – ist kreativ
  • 14 Stimmen: – ist zuverlässig
  • 13 Stimmen: – ist selbständig/ trägt Verantwortung
  • 12 Stimmen: – besitzt Kommunikationsvermögen
  • 11 Stimmen: – ist belastbar, – zeigt Engagement – ist loyal
  • 10 Stimmen – hatte eine gute Ausbildung – hat Berufserfahrung

Teamfähigkeit: die Summe vieler Teile
Wie auch bei einer vergleichbaren Umfrage zum Thema “Der perfekte Chef” wird Fachkompetenz (fast) am häufigsten genannt. In den meisten anderen Nennungen geht es jedoch um die so genannten Soft Skills. Am häufigsten genannt wurde “teamfähig” bzw. “fügt sich gut ins Unternehmen ein”.

Was heißt überhaupt “teamfähig”? Laut Wikipedia ist Teamfähigkeit “eine von vielen Qualifikationen, die als Sozialkompetenz bezeichnet wird. Dazu gehören Kooperationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, mitmenschliche Sensibilität, Rücksichtnahme, Konfliktfähigkeit und Empathie.”

Das ist ja eine ganze Masse. Teamfähigkeit ist also eine Art Summe vieler Teile. Daher findet man z.B. im Wortschatz der Uni Leipzig keine überzeugenden Synonyme. Salomo kennt natürlich nicht das Wort “teamfähig”, macht sich aber immer wieder über einzelne Teile der Teamfähigkeit Gedanken, z.B.:

“Gute Einsicht verschafft Gunst, aber der Weg der Treulosen ist ihr Unglück.” (Sprüche 13,15)

Teamfähig = kritikfähig und nicht treulos
“Gute Einsicht” heißt: Ich lasse mir etwas sagen, ich bin kritikfähig (dafür gab es übrigens in der Umfrage 5 Stimmen). Das ist unerlässlich, um im Team zu arbeiten. Gerade diese Kritikfähigkeit verschafft Gunst. Nicht wer sich verteidigt und alles besser weiß, bekommt die Anerkennung, sondern wer seine Grenzen kennt und von seinen Teammitgliedern etwas annimmt.

Kommen wir zum zweiten Teil des Spruches: Möchten Sie einen Treulosen in Ihrem Team haben? Wer treulos ist, steht nicht zu den anderen Team-Mitgliedern, hält Zusagen nicht ein. Ein Treuloser im Team kann das ganze Team kaputt machen. Man könnte ein ganzes Buch über die Ergebnisse dieser Umfrage schreiben. Für jetzt begnügen wir uns mit der folgenden Erkenntnis: Fachkenntnisse sind notwendig, aber nicht ausreichend für eine Jobgarantie.

So wie Sie in die Ausbildung Ihrer Know-hows investieren, sollten Sie in die Ausbildung Ihrer sozialen Kompetenz oder sagen wir einfach: Ihres Charakters investieren. Das wird leider an der Uni nicht gelehrt. Am besten kann hier ein persönlicher Coach helfen.

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Foto (v.l.n.r.): Die Initiatoren der Ringvorlesung der WWU Münster: Eva Baumann und Stephan Völlmicke – mit dem Team, das die Veranstaltung am 07. Mai 2009 vorbereitet und moderiert hat: Svenja Gehring, Kristina Lenzen, Gesa Netter und Hilke Cordes.

Kommentare (4)

  1. Schöner Artikel – ich vergesse regelmäßig, mich um die gute Einsicht zu bemühen und verrenne mich stattdessen in Kritik-Unfähigkeit! Eine Anmerkung: Ich glaube nicht, dass ein Treuloser das ganze Team kaputtmachen kann. Meines Erachtens wird der Rest des Teams seine Identität durch dessen Treulosigkeit stärken – und ihn früher oder später abstoßen. Deshalb ist der Weg der Treulosen ihr alleiniges Unglück, glaube ich.

  2. @ Kristin: Wenn eine Person in einem Team fehlt (bspw. ein Programmierer oder so), dann ist es zwar schön, wenn der Rest des Teams zusammenwächst, dennoch kann es bestimmte Aufgaben nicht mehr leisten. Mit dem Wegfallen eines Teammitglieds, fällt auch dessen fachliches Knowhow und andere Kompetenzen und Fähigkeiten weg. Generell hätte man auch sagen können, dass ein Treuloser ein ganzes Team-Projekt kaputt machen/gefährden kann.

  3. Die Frage ist: Wie kommt man mit den Treulosen ans Ziel? Die Büros sind voller Egoisten. Das ist im Fußball auch so. Ronaldo spielt doch nicht für seine Mama, sondern für den Rekord-Vertrag bei Madrid.

  4. Mal wieder ein guter Spruch von Salomo, Herr Lengen. In der Tat: Das Arbeiten wäre oft “schöner”, mit mehr Teamfähigkeit. Also, helfen wir denen, die es “noch” nicht können.