Tatsächlich beliebt: die schlechte Zwischendurch-Nachricht
Peinlich: Das lang erwartete iPad von Apple kam heraus, aber die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte es nicht geschafft. Nicht geschafft, das Teil in die Hände zu bekommen und darüber zu schreiben.
Was tun? Einfach warten und dann eine Woche später den Artikel bringen? Dafür spräche: Vielleicht merkt es der Leser ja gar nicht! Dann muss man sich als FAZ doch nicht die Blöße geben und den Leser mit der Nase darauf stoßen, dass man es nicht geschafft hat.
Doch genau das tat die FAZ. Sie gab eine Zwischendurch-Nachricht, dass sie es nicht geschafft habe. Und dann wetzte sie die Scharte eine Woche später mit einer Besprechung aus, die sich gewaschen hatte. Das gibt Punkte beim Leser, denn:
Wer seine Vergehen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Erbarmen finden.” (Sprüche 28,13)
Moment mal, jetzt übertreibe ich, oder? Ist es wirklich ein Vergehen, nicht pünktlich über das iPad zu schreiben? Für den “Technik- und Motor”-Teil der FAZ schon! Ich weiß, was ich sage, schließlich bin ich ein Fan dieser Seite und besonders der IT-Besprechungen von Michael Spehr.
Also, lassen Sie mich ruhig übertreiben! Salomo sagt: Wenn etwas nicht klappt, dann
Schritt 1) Sag’ es! (“bekennen”)
Schritt 2) Schaff’ Abhilfe / Wetz die Scharte aus! (“lassen”)
Die FAZ machte das so:
Schritt 1: Sie veröffentlichte am 6. April 2010 einen Mini-Artikel mit der Überschrift “Appetizer: Warten auf die Wunder-Flunder”: Darin heißt es: [...] “Wir sind leider nur Zaungast, ein Testgerät wollte Apple uns nicht zur Verfügung stellen. Also hat sich Korrespondent Roland Lindner am Samstag in die langen Schlangen vor dem New Yorker Apfelladen eingereiht und eines gekauft. Jetzt ist es unterwegs in die Zentrale. [...] Wenn es morgen oder Donnerstag in Frankfurt eintrifft, werden wir jedenfalls allles stehen- und liegenlassen, damit am kommenden Dienstag hier ein erster Bericht erscheint” Elegant, oder? Und was war los “am kommenden Dienstag”, den 13. April 2010?
Schritt 2: Da begrüßte den Leser im “Technik und Motor”-Teil der FAZ auf Seite 1 ein Foto des iPad in Originalgröße und eine lange und gute Besprechung: “Faszination oder Fingerakrobatik?”. Wie es sich für Michael Spehr gehört.
Für Sie heißt das: Wenn es absehbar ist, dass Sie ein Projekt nicht rechtzeitig hinbekommen: Dann informieren Sie so früh wie möglich Ihren Chef oder Kunden! Und dann sehen Sie zu, dass Sie diese Zwischendurch-Nachricht vergessen machen durch klasse Leistung.
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